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Solaranlagenpflicht

Solaranlagenpflicht für alle ab Mai 2022

Während die bundesweiten Pläne noch in Arbeit sind, sind einige Bundesländer schon weiter. Baden-Württemberg ist hierbei weit mit vorne: Schon in diesem Jahr greift hier die Solaranlagenpflicht. Ab 2023 ziehen weitere Bundesländer nach. Solaranlagenpflicht? Ja, richtig gelesen. Die Regierung hat ein Gesetz verabschiedet, welches Photovoltaikanlagen für alle neuen Gebäude (ab 01.05.2022) und bei der Sanierung von bestehenden Gebäuden vorsieht (ab 01.01.2023). Diese Vorschrift gab es auch schon bisher für gewerblich und öffentliche Bauten. Nun gilt diese Bestimmung auch für private Eigenheime. Der Grund liegt klar auf der Hand. Deutschland muss und will klimaneutral werden und das weitaus früher als geplant.

Umweltkatastrophen werden immer häufiger und rücken den Fokus auf den Umweltschutz. Heute debattiert niemand mehr die Notwendigkeit des Umdenkens im Umgang mit unseren Rohstoffen und der Natur. Im Hinblick auf die verheerende Flutkatastrophe ist die Bevölkerung durchaus willig mit anzupacken, aber was bedeutet das für Häuslebauer und zahlt sich eine Solaranlage wirklich aus? All das sind Fragen, die sich Hauseigentümer und zukünftige Eigenheimbesitzer fragen. Wie bei allen einschneidenden Veränderungen ist auch viel Unsicherheit im Spiel. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

Anschaffungskosten decken sich in bis zu 15 Jahren

Das deutsche Umweltministerium rechnet mit etwa 10.000 Euro für die Anschaffungskosten einer Solaranlage. Dagegen geht der Haus & Grund-Verband eher von 13-15.000 Euro für die Installierung einer Photovoltaikanlagen aus. Eine Anlage hat sich in etwa 15-18 Jahren abbezahlt, vorausgesetzt sie hält so lange. Das bedeutet sie hat so viel Strom gespart bzw. produziert, wie sie in der Anschaffung gekostet hat. Generell geben Hersteller eine Garantie von 25 Jahren. Das bringt weitere 8-10 Jahre, in denen die Anlage profitabel läuft. Grundsätzlich also keine schlechte Investition.

Baden-Württemberg ist mit seinem Plan extrem ambitioniert und will sogar fünf Jahre vor dem Bund als klimaneutral gelten. Auch in Berlin und anderen Bundesländern steuern die Politiker den Kurs für erneuerbare Energien an, aber deutlich gemäßigter. Das Solargesetz Berlin setzt die Solaranlagenpflicht für private Bauunternehmer erst ein Jahr später um. Danach muss auch hier bei Neubauten oder Sanierungen mindestens 30 % der Baufläche mit Photovoltaik ausgestattet werden. Ausnahmen bilden denkmalgeschützte Gebäude. Der Verband der Wohnungsunternehmer sieht das kritisch und bemängelt diese Verallgemeinerung. Auch der Verbraucherschutz findet die allgemeine Pflicht für private Gebäude eher kritisch.

Generell ist es nicht der Klimaschutz als solches, der infrage gestellt wird, vielmehr die Effizienz eines Gesetzes für die Pflicht bei Eigenheimen. Diese machen einen wesentlich kleineren Teil der gesamten Fläche aus und es wäre deutlich besser die Förderungen in öffentliche und gewerbliche Bauten fließen zu lassen. Zudem ist die mit der größeren Fläche auch eine bessere Rentabilität gegeben. Der Konsens der Verbraucherzentrale lautet daher, dass es vorteilhafter (ökonomisch wie ökologisch) gewesen wäre vorerst die sogenannten Nicht-Wohngebäude mit Solaranlagen auszustatten.

Verbraucherschützer warnen vor Haustürgeschäften

Immer wenn Veränderungen schnell stattfinden, finden sich auch immer solche, die versuchen aus der prekären Lage Profit zu schlagen. Der Bund der Verbraucher warnt eindringlich vor Betrügern und Hochstaplern. Die Nachfrage wird spätestens im kommenden Jahr enorm wachsen und Bauherren werden nicht umhinkommen eine Photovoltaikanlage in ihr Eigenheimprojekt mit einzukalkulieren. Das macht den generellen Mangel an Rohstoffen und Baustoffen noch gravierender und wird voraussichtlich zu Engpässen führen. Das sieht die Dachdecker Innung in Baden-Württemberg ebenso. Sie fordern ein adäquates Förderpaket. Zudem verweisen sie darauf, dass ein generelles Gesetz zur Solaranlagenpflicht nicht praktikabel ist. Nicht auf alle Dächer oder an allen Fassaden ist es sinnvoll eine Solaranlage anzubringen. Beispielsweise Gebäude, die von hohen Bäumen umgeben sind und daher wenig Sonneneinstrahlung erhalten, eignen sich nicht für Solarenergie. Das hat das Gesetz zwar berücksichtigt, aber der bürokratische Aufwand, um zu beweisen, dass ein Haus vom Gesetz ausgenommen wird, ist enorm.

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bietet eine Energieberatung für Privatpersonen an. Energieberater stehen auch bei Zuschüssen und Förderungen (KfW) für das Eigenheim zur Verfügung. Die Beratung wird ebenfalls von Energieversorgern und Solaranlagenherstellern angeboten. Diese sind aber keine unabhängigen Berater. Auch wenn das eigentlich auf der Hand liegen sollte: Von Geschäften mit Vertretern, die über das Telefon oder an der Haustür Verträge abschließen wird, dringlichst abgeraten.

Solaranlagenpflicht: Richtiger Gedanke – Umsetzung eher fraglich

Es kann nicht oft genug betont werden, dass Klimaschutz wichtig ist und schnell genug vorangetrieben werden muss. Dennoch sollte dies nicht kopflos geschehen. Was nicht heißen soll, dass die Solaranlagenpflicht nicht sinnvoll ist. Allerdings sind in Deutschland momentan noch viele der möglichen Flächen nicht ausgereizt. Jetzt bei Eigenheimen und Wohnhäusern in diesem rasanten Tempo vorzugehen ist daher fragwürdig. Andererseits müssten Wohnhäuser ohne Solaranlagen früher oder später nachgerüstet werden. Jedoch würde das die Dringlichkeit etwas entschärfen und wäre leichter umzusetzen als bereits 2022 alle Bauherren zu verpflichten die neue Technik zu integrieren. Neben denkmalgeschützten Gebäuden sind auch solche ausgenommen, bei denen eine Solaranlage wirtschaftlich nicht rentabel ist oder nicht umsetzbar ist. Für Bauherren empfiehlt es sich daher, sich vorab eine unabhängige, seriöse und fundierte Meinung einzuholen.

Gemeinsam sind wir Klimastark

Jeder hilft bereits heute mit, um den Planeten zu schonen und für folgende Generationen zu schützen. Das beweist die Nachfrage nach Elektroautos, nachhaltigen Produkten und ökologisch abbaubaren Materialien. Das bedeutet auch, dass Menschen und die Gesellschaft als solches durchaus gewillt sind ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Demnach begrüßen auch Verbände und private Bauunternehmer die Einführung von erneuerbaren Energien. Das der Energieverbrauch reduziert werden muss steht auch außer Frage.

„Masterplan Solarcity“

Die Sonne scheint für die Solarindustrie. Die Branche hat in den letzten 10 Jahren einen stetigen Verlust verzeichnet. Das könnte sich mit der Solarpflicht nun schlagartig ändern. Zudem profitiert die deutsche Solarindustrie von den gestiegenen Transportkosten. Die höheren Lohnkosten sind somit fast aufgehoben. In der Presse wird von einer erwarteten “Renaissance der Solarindustrie” gesprochen. Zudem ist das “Made in Germany” noch immer ein überzeugendes Verkaufsargument und die hiesige Branche sieht sich vor allem stark auf dem Premium-Markt vertreten. Auch wenn ein generelles Gesetz von manchen Beteiligten eher skeptisch gesehen wird, ist die Entwicklung zu einer nachhaltigen Gesellschaft durchweg positiv. Das Jahr 2022 wird zeigen, wie das Gesetz dann in der Praxis aussehen wird.